Das neue IIA-Competency Framework: Kann der Revisor der Zukunft davon profitieren?

Mein Name ist Alexander Rühle und ich bin seit mittlerweile 6 Jahren Geschäftsführer von zapliance.

Doch bevor ich mich gemeinsam mit Partnern mit zapliance selbstständig gemacht habe, war ich jahrelang als angestellter Revisor tätig – und das Thema Karriereplanung hatte ich genauso wie meine Kollegen immer im Hinterkopf.

Denn wer beruflich vorankommen will, sollte sich nicht nur auf andere verlassen, sondern sich nach Möglichkeit selbst einen Plan machen und eigene Ziele setzen.

Deshalb möchte ich Ihnen heute das neue Internal Audit Competency Framework der IIA vorstellen.

Ein Tool, das es Revisoren auf jeder Karrierestufe erlaubt, ihre Kompetenzen mit den auf dieser Stufe geforderten Kompetenzen abzugleichen.

Nehmen Sie sich gerne einen Moment, um sich das Framework hier anzuschauen.

Praktisch:

Das Competency Framework erleichtert außerdem die Vorbereitung für den nächsten Karriereschritt – denn es zeigt detailliert auf, welche Kompetenzen dafür benötigt werden.

Konkret teilt sich das Competency Framework in vier verschiedene Kategorien auf:

Professionalität

Unter Professionalität werden die Kompetenzen verstanden, die ein Revisor benötigt, um für Autorität, Glaubwürdigkeit und ethisch korrektes Verhalten zu stehen.

Diese Kompetenzen sind für eine mehrwertbringende Interne Revision unerlässlich.

Leistung

Mit dem Überbegriff Leistung sind Kompetenzen gemeint, welche für die Planung und Durchführung von Aufträgen der internen Revision unter Einhaltung der Standards benötigt werden.

Umfeld

Unter den Begriff Umfeld fallen Kompetenzen, die erforderlich sind, um die spezifischen Risiken für die Branche und das Umfeld, in dem die Organisation tätig ist, zu identifizieren und anzugehen.

Führung & Kommunikation

Mit den Stichworten Führung und Kommunikation werden Kompetenzen verstanden, die erforderlich sind, um eine strategische Richtung vorzugeben, wirksam zu kommunizieren, Beziehungen zu pflegen und Personal sowie Prozesse der internen Revision zu steuern (IIA, 2020).

Jede dieser vier Kategorien unterteilt sich wiederum in eine Reihe von Wissensbereichen.

In den ersten Bereich Professionalität zum Beispiel fallen unter anderem die persönliche Objektivität, das ethische Verhalten, die berufliche Sorgfaltspflicht oder die Geschäftsordnung der Internen Revision.

Revisoren stehen auf unterschiedlichen Kompetenzstufen.

In einem nächsten Schritt werden dann für jeden dieser Wissensbereiche die benötigten Kompetenzen je nach Kompetenzstufe beschrieben.

Dabei werden drei Kompetenzstufen genannt:

Das allgemeine Bewusstsein, das angewandte Wissen sowie das Expertenwissen.

Klingt kompliziert?

Ist es eigentlich gar nicht.

Hier mal ein Beispiel, wie die Nutzung des Competency Frameworks für einen Revisor im ersten Berufsjahr aussehen könnte:

Dem ersten Berufsjahr würde ich die erste Kompetenzstufe, nämlich das allgemeine Bewusstsein, zuordnen.

Will dieser Berufsanfänger also einschätzen, welche Kompetenzen er erlernt haben sollte, um für den nächsthöheren Kompetenzbereich (und damit möglicherweise für eine Beförderung) gewappnet zu sein, lohnt ein Blick auf das Competency Framework.

Das Competency Framework beschreibt Kompetenzen sehr detailliert.

Dort hat er nun die Auswahl zwischen den vier verschiedenen Kategorien – er wählt die Kategorie Umfeld mit ihren elf Wissensbereichen.

Er entscheidet sich nun, seine Kompetenzen im Bereich Allgemeine Geschäftsprozesse mit dem Competency Framework gegenzuchecken.

Dort steht für die erste Kompetenzstufe – das allgemeine Bewusstsein – Folgendes geschrieben:

 „Beschreibe die Risiko- und Kontrollauswirkungen von Geschäftsprozessen (HR, Beschaffung, Auftragsvergabe, Produktentwicklung, Projektmanagement, Vertrieb, Marketing, Logistik, Outsourcing, usw.)“ (IIA, 2020, S. 5)

Nun kann er abschätzen, welche dieser Kompetenzen er bereits erworben hat und bei welchen Kompetenzen Nachholbedarf besteht.

Gleichzeitig kann der Beispiel-Revisor sich mit den in der zweiten Kompetenzstufe – dem angewandten Wissen – geforderten Kompetenzen bekanntmachen.

Dort steht geschrieben:

 „Untersuche die mit den Geschäftsprozessen der Organisation verbundenen Risiken und Kontrollen.“ (IIA, 2020, S. 5)

Diese sehr konkret formulierten Inhalte der zweiten Kompetenzstufe geben dem Beispielrevisor die Möglichkeit, sich mit zukünftig anstehenden Herausforderungen an ihn schon jetzt bekannt zu machen und die notwendigen Kompetenzen zu erwerben.

Zum Beispiel mit Hilfe von Büchern und Online-Kursen – aber auch durch interessante Gespräche mit anderen Kollegen in der Mittagspause.

Passt das Competency Framework zum Revisor der Zukunft?

Das Competency Framework ist also zweifelsohne eine wichtige Unterstützung für Revisoren und solche, die es werden möchten.

Doch ich habe mich gefragt, inwiefern in dem Framework überhaupt die Anforderungen an den Prüfer der Zukunft berücksichtig werden, der mit immer mehr Daten und Menschen arbeiten muss – den Dachartikel zur Artikelserie über den Prüfer der Zukunft finden Sie übrigens hier.

Greift das Competency Framework Aspekte wie Soft Skills auf, die immer mehr an Bedeutung gewinnen?

Wie sieht es mit einem open Mindset aus?

Und berücksichtigt das Framework eigentlich auch den Druck auf Revisoren, sich in der stetig wachsenden Menge an Daten zurechtzufinden?

Alle diese Fragen lassen sich nicht in einem Satz beantworten – daher der Reihe nach:

Das Thema Soft Skills findet sich im Competency Framework wieder!

Und zwar in der Kategorie „Führung und Kommunikation“.

Doch konkret genannt werden nur drei Soft Skills – nämlich Konfliktmanagement, Einfluss und Überzeugungskraft.

Drei Skills, die wichtige Bereiche der zwischenmenschlichen Kommunikation im Revisorenberuf abdecken, aber eben nicht alle Bereiche.

Die Fähigkeit, mit den Meinungen anderer kompetent umzugehen zum Beispiel, die am ehesten in diesem Wissensbereich zu verorten wäre, fällt nicht unter die drei genannten Soft Skills.

Soft Skills beschrieben nicht nur soziale Skills, sondern sind vielfältig.

Überhaupt wirkt es so, als ob die aufgeführten Soft Skills nur soziale Kompetenzen beinhalten – dabei fallen unter die Soft Skills auch personale Kompetenzen, die den Umgang mit sich selbst betreffen.

So zum Beispiel der gerade angesprochene Punkt mit den anderen Meinungen:

Berücksichtigt ein Revisor in einer Diskussion qualifizierte Anmerkungen nicht, wenn sie von einem Praktikanten kommen, dann kann das erhebliche negative Auswirkungen auf seine Arbeit haben.

Möchte der Revisor diese Tatsache verändern, so muss er also bei sich selbst ansetzen und seine personalen Soft Skills schärfen.

Doch auch wenn im Competency Framework hauptsächlich soziale Soft Skills genannt werden, findet sich dort auch ein personaler Softskill:

Der open Mindset.

Eine Kompetenz, die in unserem stets dynamischen Arbeitsumfeld von großer Bedeutung ist und bei weitem nicht selbstverständlich ist.

Im Wissensbereich Soft Skills heißt es dazu passend:

„Erkenne Gelegenheiten für Veränderungen und ermögliche Veränderung. Beurteile […] Innovation der Internen Revision. Empfehle Verbesserungen.“

Doch wie sieht es mit dem dritten Punkt aus, der für den Revisor der Zukunft hochrelevant ist – die Forderung, kompetent mit Daten umgehen zu können?

Ich kann jetzt schon sagen:

Es sieht gut aus.

Denn ein wichtiger Punkt im Umgang mit der wachsenden Menge an Daten ist die Verwendung geeigneter Software.

Und dieser Punkt findet sich erfreulicherweise auch im Competency Framework wieder, wo es heißt: „Verwende computergestützte Prüfungswerkzeuge und -techniken“.

Allerdings muss ich an dieser Stelle sagen, dass eine Gewichtung der einzelnen Wissensbereiche sicher von Vorteil gewesen wäre.

Denn 47 verschiedene Wissensbereiche sind eine ganze Menge und es besteht die Gefahr, dass ein vergleichsweise knapp formulierter Punkt wie der gerade zitierte trotz seiner immensen Bedeutung für den Revisor der Zukunft untergeht.

Sie sehen also:

Das Competency Framework beleuchtet wichtige Charakteristika des Revisors der Zukunft (u.a. Soft Skills, Open Mindedness, Datenkompetenz) und gibt dabei wertvolle Hilfestellungen für die Karriereplanung.

Verbesserungspotenzial sehe ich jedoch in einer Gewichtung der einzelnen Wissensbereiche sowie einer differenzierteren Herangehensweise an das Thema Soft Skills.

Spannend: Das Competency Framework kann auch bei der Arbeit mit der OKR-Methode verwendet werden.

Auch die OKR-Methode, über die ich erst vor einigen Wochen einen Artikel verfasst habe, kann vom Competency Framework deutlich profitieren.

Zwar wird die OKR-Methode meist verwendet, um Unternehmensziele zu erreichen – das schließt aber nicht aus, diese auch für das Erreichen persönlicher Ziele zu nutzen.

Ob man sich diese Ziele dann jedoch selbst setzt oder diese mit dem Vorgesetzten festlegt und sich auch daran messen lässt, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

Zum Schluss noch zwei Empfehlungen!

Mein Rat an die jüngeren Revisoren unter uns:

Werfen Sie einen Blick auf das Competency Framework.

Und Sie werden sehen, dass sich Karriere in der Revision überraschend klar planen lässt.

Mein Rat an die erfahreneren Revisoren unter uns:

Werfen Sie einen Blick auf das Competency Framework.

Und Sie werden sehen, dass es ein nützliches Tool ist, um Ihr Team beim Erwerben von Kompetenzen zu unterstützen.

Vielleicht entdecken Sie ja auch noch den einen oder anderen Punkt, bei dem Sie selbst Nachholbedarf haben.

Sie müssen es ja niemandem erzählen.

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